Vulkanausbruch behindert NRW-Luftverkehr
Wegen eines Vulkansausbruchs in Island sind am Donnerstag (15.04.10) ein Viertel aller Flüge in Europa ausgefallen. Etliche Länder schlossen ihren Luftraum. Auch in NRW fielen zahlreiche Flüge aus. Flughäfen wurden hier bislang aber nicht geschlossen.
Vulkanausbruch in Island; Rechte: dpaBild vergrößern
Vulkanasche aus Island
Am Flughafen Düsseldorf fielen bis Donnerstagabend (15.04.10) 91 Flüge von und nach Großbritannien und Skandinavien aus. Eine Schließung des größten Airports Nordrhein-Westfalens im Laufe des Abends hielt ein Sprecher für unwahrscheinlich. "Nach jetzigem Stand erwarten wir keine Schließung", sagte er. Die Stimmung im Terminal sei ruhig. Betroffene Passagiere könnten umbuchen.
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* Video: Aschewolke behindert Flugverkehr [WDR aktuell]
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Weitere Beeinträchtigungen europaweit
Am Flughafen Köln/Bonn sind 14 Flüge gestrichen worden. "Bisher läuft der Flugverkehr für Deutschland aber normal", sagte ein Sprecher. Er könne allerdings noch nicht abschätzen, ob sich das für den Raum Norden ändert. In Münster/Osnabrück (FMO) wurden drei Flüge annulliert. Passagiere sollen sich an die Fluggesellschaften oder ihre Reiseveranstalter wenden, um aktuelle Informationen zu bekommen, raten Flughafensprecher. Man rechne damit, dass es europaweit zu weiteren Beeinträchtigungen des Luftverkehrs und Flugausfällen kommen werde, hieß es aus Düsseldorf.
Ähnlich sieht die Lage am Flughafen Münster/Osnabrück aus. Während der Morgenflug nach London planmäßig abhob, wurden die drei weiteren Donnerstagsflüge in die britische Metropole gestrichen. Auch der Flughafen Paderborn meldete Ausfälle: zwei Flüge von und nach London.
Deutscher Luftraum noch nicht gesperrt
Flugpassiere stehen am Donnerstag (15.04.2010) am Flughafen in Düsseldorf neben einen Informationsdisplay, auf dem auf zahlreiche annullierte Flüge hingewiesen wird; Rechte: dpaBild vergrößern
Gestrichene Flüge in Düsseldorf
Nach Angaben der europäischen Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol haben inzwischen Großbritannien, Irland, Belgien, die Niederlande, Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark ihren Luftraum komplett gesperrt, Frankreich seinen größtenteils. Der deutsche Luftraum sei derzeit noch nicht betroffen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung. Es müsse abgewartet werden, wohin sich die Aschewolke bewege.
Durchfliegen extrem gefährlich
Vor Wolken aus Vulkanasche haben Piloten größten Respekt. Sie zu durchfliegen sei "sehr gefährlich", sagte der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg. Wenn ein Pilot versehentlich in eine solche Wolke gerate, "heißt es um 180 Grad wenden und nichts wie raus", sagte Handwerg, der selbst eine Boeing 737 steuert. Die Asche könne zu Triebwerksausfällen, Ausfällen der Messgeräte für Höhe und Geschwindigkeit sowie zerkratzten Fenstern führen.
Nach Segelflug Triebwerk neu gestartet
Der Grund ist insbesondere physikalischer Natur. Triebwerke benötigen zur Verbrennung des Kerosins Sauerstoff. In Wolken aus Vulkanasche gebe es aber nur sehr wenig Sauerstoff, sagte Odilo Mühling vom Münchener Triebwerkshersteller MTU Aero Engines. Fehle dem Triebwerk der Sauerstoff, komme es zu Verbrennungsstörungen und es gehe einfach aus. Passiert sei das bei zwei Vorfällen über Indonesien und Alaska in den 1980er Jahren. Die Maschinen des Typs Boeing 747 gerieten in Wolken aus Vulkanasche, alle vier Triebwerke fielen aus. Die Flugzeuge gingen zunächst in einen Segelflug über. Als sie aus der Aschewolke herausflogen, konnten die Piloten in beiden Fällen die Antriebe neu starten und sicher landen.
Nicht giftig
Immerhin: Laut Prof. Bernd Zimanowski vom Lehrstuhl für Physische Geographie der Universität Würzburg ist die Vulkanasche nicht gesundheitsgefährdend. Das sei nur möglich, "wenn wir wirklich sehr hohe Konzentrationen erhalten würden. Das ist aber hier überhaupt nicht zu erwarten. Da ist nix radioaktiv oder giftig. Das ist nicht toxisch." Möglich sei allerdings, dass in einigen Gebieten Deutschlands Asche zu Boden fällt. "Es kann sein, dass hier und da morgen die Autos staubig sind", sagte Zimanowski. "Das kennen wir aber auch, wenn wir Südwetterlage haben und ein Staubsturm in der Sahara stattfindet. Dann findet man morgens auch Saharastaub bei uns," ergänzte der Geophysiker.