Starkregen und Tornado über NRW
Das Regentief "Cathleen" hat in der Nacht zum Freitag (27.08.10) mit extremen Schauern und einem Tornado im Norden von NRW für Chaos gesorgt. Im Kreis Steinfurt wurde am frühen Morgen Katastrophenalarm ausgerufen. Auch der Bahnverkehr im Münsterland ist teilweise gestört.
Starkregen im Norden von NRW
Die Regenmassen machen das Ausmaß der Katastrophe deutlich: Im Kreis Steinfurt fielen innerhalb von 29 Stunden über 187 Liter Regen pro Quadratmeter - das ist die dreifache Menge dessen, was sonst im ganzen August üblich ist. Entsprechend groß sind die Auswirkungen. In Rheine drohte ein Regenrückhaltebecken zu bersten und damit ein Industriegebiet zu überfluten. Das Becken wurde mit Sandsäcken gesichert. Zudem sei eine Kläranlage in Steinfurt ausgefallen, sagte Gerda Kaumanns, Leiterin des Kreis-Ordnungsamtes. Für die Anwohner wurden mobile Toiletten aufgestellt. "Die Lage hat sich insgesamt aber entspannt." Bis zum Morgen gab es mehr als 1.200 Einsätze. Wegen des Katastrophenalarms waren etwa 400 Kräfte aus anderen Kreisen zu Hilfe gerufen worden. "Die Feuerwehren sind am Ende ihrer Kräfte", sagte Kaumanns.
Tornado in Bad Salzuflen
Ein Haus am Hang stand in Horstmar zunächst in Gefahr, unterspült zu werden und wurde deshalb gesichert. Bei einem Fahrradgroßhandel in Rheine sind Teile des Daches eingestürzt. Auf einer Weide bei Steinfurt drohte Vieh auf der Weide zu ertrinken, die Kühe konnten gerettet werden. Viele Keller liefen voll, Straßen wurden überschwemmt.
Zum Starkregen kam punktuell noch heftiger Wind: In Bad Salzuflen (Kreis Lippe) richtete ein Tornado erheblichen Schaden an und hinterließ eine Spur der Zerstörung. Binnen weniger Sekunden wurden bei mindestens vier Häusern die Dächer beschädigt, dicke Bäume entwurzelt oder gespalten. Menschen wurden nach ersten Erkenntnissen nicht verletzt.
Bahnverkehr behindert, Autobahn gesperrt
Link
Aktuelle Verkehrslage
Die Wassermassen haben auch den Bahnverkehr im Münsterland teilweise gestört: Drei Bahnstrecken wurden in der Nacht zum Freitag wegen Überschwemmungen gesperrt. Nach Angaben eines Bahnsprechers war ein Rückhaltebecken am Donnerstagabend gebrochen und hatte die Strecke Münster-Osnabrück überflutet. Auch die Strecken Münster-Gronau und Gronau-Coesfeld wurden in der Nacht wegen Überschwemmungen gesperrt. Am frühen Morgen war noch nicht absehbar, wann wieder Züge rollen. Der Fernverkehr zwischen Münster und Osnabrück wird nach Bahnangaben umgeleitet, es kommt zu Verspätungen. Auch der Autoverkehr war beeinträchtigt: Auf der A 2bei Bielefeld verlor ein Autofahrer wegen des heftigen Regens die Kontrolle über sein Fahrzeug und verursachte einen Unfall. Drei Menschen wurden dabei schwer verletzt. Die A2 war in Richtung Hannover stundenlang gesperrt. Der Schaden liegt bei 100.000 Euro.
Gefahr voraussichtlich bis Freitagnachmittag
Der Regen dauert an
Und es regnet weiter: In den nördlichen Teilen der Kreise Borken und Steinfurt können bis Freitagmittag zwischen 80 und 100 Liter Regen pro Quadratmeter fallen. Hinzu kommen Gewitter, Windböen und stürmische Böen, die nach derzeitigen Berechnungen vom mittleren Rheinland über das Ruhrgebiet bis ins Weserbergland reichen werden. Oliver Klein vom WDR-Wetterstudio warnte am Donnerstag (26.08.10), der Regen werde "lang anhaltend und sehr, sehr heftig" sein. Keller Der August sei bislang schon recht feucht gewesen, "die Böden sind gesättigt und können kaum noch was aufnehmen." Laut Klein ist erst am Freitagnachmittag "das Schlimmste überstanden."