Saturday, August 28, 2010

Metelen Duitsland.. ( wdr.de)


Im Kreis Steinfurt treten die Flüsse über die Ufer
Metelen im Ausnahmezustand
Von Andreas Poulakos


Nach massiven Regenfällen und Überflutungen im Kreis Steinfurt beruhigt sich am späten Freitagnachmittag (27.08.10) fast überall die Lage. In Metelen kämpfen die Bewohner immer noch mit den Fluten. Dort hat sich der kleine Fluss Vechte in einen reißenden Strom verwandelt.

Überschwemmungen in Metelen
"Wir wohnen seit über 50 Jahren hier", sagt Irmgard Rengbers. "So was hat es hier noch nicht gegeben." Die Rentnerin steht am Ufer des Flusses, der seit jeher ruhig durch die Innenstadt von Metelen fließt. Die Regenfälle der vergangenen Nacht haben die Vechte anschwellen lassen - das Wasser steht drei Meter höher als sonst. "Wir wohnen gute 150 Meter vom Ufer entfernt", sagt ihr Mann Reiner. "Trotzdem haben wir Wasser im Keller. Zum ersten Mal überhaupt." Ob die Versicherung für die Schäden aufkommt, das weiß das Ehepaar nicht. "Wir haben damit einfach keine Erfahrung.

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Mit Sandsäcken gegen die Fluten

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In der Straße "Am Vechteufer" sieht die Lage noch dramatischer aus. Einsatzkräfte der Feuerwehr und der DLRG bauen mit Sandsäcken Barrieren gegen die Flut. Hier stehen die Wohnhäuser nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Für Fragen haben die Helfer keine Zeit. "Sehen Sie nicht was hier los ist?" Sie sind müde und abgekämpft, teilweise schon seit der Nacht im Einsatz. Allerdings gibt es Hoffnung. Seit einigen Stunden geht das Wasser langsam zurück - 20 Zentimeter ist der Pegel schon gesunken. "Entwarnung heißt das aber noch lange nicht", sagt Einsatzleiter Ansgar Stening. "Es kann jederzeit passieren, dass sich an Barrieren gestautes Treibgut löst." Dann entsteht eine Welle, die den Pegel für einen Moment wieder rapide steigen lässt.


Viele Keller sind randvoll

Ansgar Stening
Schon jetzt seien viele Keller im Ort randvoll. Wie viele es sind, das weiß der Feuerwehrmann nicht genau. "Wir haben die Leute aufgerufen, die Feuerwehr bei vollen Kellern nicht anzurufen." Jetzt gehe es zuerst einmal darum, die Wohngebiete einzudeichen. "Die Sicherung von Privateigentum kommt erst an zweiter Stelle." Nur wenn eine besondere Gefährdung vorliege, greife die Feuerwehr ein. "Zum Beispiel wenn die Gefahr eines Stromschlags besteht." Rund 160 Einsatzkräfte seien seit der Nacht im Einsatz, nun habe er Verstärkung angefordert. "Die Leute brauchen dringend eine Ablösung." Er hofft, dass das jetzt Schlimmste vorbei ist.


Lange Nacht für die Anwohner

Josef Rohlfing hatte Glück
Auch Josef Rohlfing hat eine lange Nacht hinter sich. Sein Haus steht direkt am Ufer, sein Rasen ist schon halb im Wasser versunken. "Zum Glück ist der Keller völlig wasserdicht. Das haben hier am Ufer viele so gebaut." Trotzdem laufen bei ihm seit Donnerstagabend die Pumpen, die Kellerluken sind mit Sandsäcken abgedichtet. "Das kommt von den überlasteten Kanälen. Da kann man sich nicht ganz vor schützen." Insgesamt ist er glimpflich davon gekommen, meint er. "Das haben wir den vielen Rettungskräften, auch aus den angrenzenden Regionen, zu verdanken." Auch in der Nachbarschaft habe man sich viel geholfen - seit die Situation am Abend plötzlich außer Kontrolle geriet.


Erinnerungsfotos am Flussufer
Währenddessen kommen viele Spaziergänger in Gummistiefeln zum Flussufer. Man tauscht sich aus, knipst ein paar Erinnerungsfotos. In den 60er Jahren habe es schon einmal ein großes Hochwasser an der Vechte gegeben, erinnern sich einige ältere Semester. "Da war der Fluss aber noch nicht begradigt. Und so schlimm wie jetzt war es damals nicht." Jetzt wo die größte Gefahr gebannt scheint, können viele auch wieder lachen. Besonders als zwischen dem Treibgut ein Reifen den Fluss herabtreibt. "Passt auf! Das Auto kommt gleich hinterher."